CLEMENS
PASCH wurde 1910 in dem kleinen niederrheinischen Dorf Sevelen (
Issum ) bei Geldern geboren.
Sein
Vater, der gerne Organist geworden wäre und jahrelang
fünfzehn Kilometer zu Fuß nach Alpen zum Orgelunterricht lief,
war Gerber. 1914 wurde er Soldat und starb 1918 im Lazarett.
Einer
der Brüder des Vaters war Kunstmaler; der
vierzehnjährige Clemens wollte das auch werden. Zu seiner
Enttäuschung schickte man ihn aber nach der Volksschule auf
die Handelsschule und 1926 in eine Schildermalerlehre nach
Düsseldorf.
Hier
konnte er immerhin abends in die Kunstakademie zum Zeichnen gehen.
„Abendakt” nannte man das damals. Wie Clemens immer
sagte, machte die Firma „zu seinem Glück”
nach zwei Jahren Konkurs, und es gelang ihm, am Krefelder Stadttheater
eine Anstellung im Malersaal, d. h. eine halbe Stelle, zu bekommen.
Er
hat bei dem Krefelder Maler Fritz Huhnen, den er sehr
verehrte, seine erste künstlerische Ausbildung erhalten. Dazu
eignete er sich ein solides graphisches Können an, mit dem er
jahrelang seinen Lebensunterhalt verdiente.
1930
ging er nach Amsterdam, wo er wenigstens am Wochenende bei einem der
Professoren der Kunstakademie auf dessen Hausboot malen und zeichnen
durfte.
Als
1931 in Paris der Pavillon Hollands auf der großen
Kolonialausstellung abbrannte, zog er dorthin, weil er hoffte, dort
Arbeit zu bekommen. Danach arbeitete er u. a. in einem Filmatelier; er
verdiente aber so wenig, daß er zeitweilig bei der Heilsarmee
wohnte.
1932
ging er auf Wanderschaft, wie so viele damals, “zu
Fuß” ins Allgäu und weiter. Es gab kaum
eine deutsche Landschaft, ob Sachsen oder Mecklenburg und andere, die
er nicht aus dieser Zeit kannte. Später wohnt und malt er mit
einem Freund, dem Maler Theo Meier-Lippe, auf dem
verkommenen Schloß Varenholz bei Herford
und ist 1934 in Hannover. Dann geht er für ein halbes Jahr
nach Oslo. Er zeichnet und aquarelliert viel in der Natur.”
Um
1937 entschließt er sich, Bildhauer zu werden und
möchte am liebsten zu Edwin Scharff auf die
Düsseldorfer Kunstakademie. Aber als er dort ankommt, hatte Edwin Scharff bereits
Arbeitsverbot und die Akademie verlassen müssen. Clemens
bleibt ein halbes Jahr bei Professor Enseling an der Akademie
und geht dann nach Köln auf die Werkkunstschule.
Als
Ende 1941 seine Wohnung in Köln als eine der ersten ausgebombt
wird, erhält er eine Entschädigung und kann endlich
auf die Münchener Akademie ziehen.
Ab
1942 studierte er bis 1945 bei Bernhard Bleeker, dessen
Meisterschüler er wird.
Nach
Zerstörung der Akademie wird er zum Volkssturm eingezogen und
soll in einem Bunker in den Bergen Karten von Malta (!) zeichnen.
Nach
Kriegsende ist er wieder in München, wird aber von dort als
„Nicht-Bayer” ausgewiesen. 1946 zieht er in die
teilweise zerstörte Neue Akademie in Düsseldorf und
arbeitet von da an als freischaffender Künstler. Als er 1948
heiratet, muß er vorübergehend den Lebensunterhalt
wieder als Graphiker
mit Filmplakaten verdienen.
Im
Alter von 42 Jahren verkauft er seine erste Plastik und ist ungeheuer
stolz.
Mit
der anwachsenden Familie wohnt er zunächst im Atelier; eine
willkommene Gelegenheit für ihn, zahlreiche Kinderplastiken zu
modellieren.
Arbeit
und Leben waren für ihn immer eine Einheit.
Seine
sinnliche niederrheinische Art ist es wohl, die ihn den Menschen immer
im Zusammenhang mit der Umwelt, vor allem der Natur, sehen
läßt. In den Ferien, in Spanien etwa,
läßt er seine Figuren durch Agavenblätter
kriechen oder durch einen spanischen Krug. Adam und Eva stehen
unter einer Agavenblüte. Die in Finnland entstandenen
Plastiken purzeln und rutschen über Steine und
Felsstücke, die er findet.
Mit
großem Ernst suchte er seinen eigenen, ihm
gemäßen Weg, wozu er sich gleichermaßen
mit dem Können und der Aussage der alten Meister und der ihn
umgebenden Gegenwartskunst auseinandersetzte.
Ich
denke, durch alle seine Plastiken scheint seine große Liebe
zum Menschen, von der auch ich ein langes erfülltes Leben
hindurch profitiert habe.
Mit
diesem Beitrag soll ein wenig von meiner Dankbarkeit für den
Menschen und Künstler Clemens Pasch zum Ausdruck kommen.
Elfriede
Pasch, 1987
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